Interview des Monats: Michele Luongo im ZERONOVE

Quartierverein Innerstadt (QV): Michele, kannst du etwas sagen zum Anfang; wie bist du darauf gekommen, einen Kleiderladen zu eröffnen?

Michele Luongo (ML): Also grundsätzlich bin ich ein Quereinsteiger. Meine Partnerin hatte damals einen Laden gesucht in der Innerstadt für Schuhe und Accessoires, da habe ich diesen Laden am unteren Spalenberg gefunden. Den Laden haben wir im 2009, am 9. 9. 09 eröffnet, daher auch der Name «ZERONOVE»; also das war vor 10 Jahren. Das hat dann aber nicht so richtig geklappt, so haben wir auf Kleider umgestellt. 2015 gab es die Möglichkeit, auch den Laden daneben zu übernehmen, dort habe ich dann die Herrenabteilung eröffnet. Ursprünglich bin ich eigentlich Handwerker, ich bin Bodenleger. Mode hat mich aber immer interessiert. Nach der Lehre als Bodenleger war es für mich als junger Mann natürlich nicht attraktiv, auf dem Bau zu arbeiten. Da habe ich in Biel einen Job angenommen als Modeverkäufer und Modeberater. Nach vier Jahren kam ich wieder zurück nach Basel wo ich eine Zeit lang bei der Firma Big Star Jeans verkauft habe; während der Hochkonjunktur lief das sehr gut. Nach einer Weile habe ich dann festgestellt, dass man als Modeverkäufer nicht gerade viel verdient. Ich ging dann wieder zurück auf meinen gelernten Beruf und habe mich im 1988 selbständig gemacht als Bodenleger bis ich dann den Herrenmodeladen eröffnet habe. Das mit den Kleidern gefällt mir schon sehr gut. Es ist einfach so, dass in den letzten Jahren der Umsatz zurück gegangen ist; die Leute kaufen mehr im Internet ein oder in Billigläden. Natürlich waren Kleider in Fachgeschäften immer relativ teuer und die Ladenmieten sind auch nicht günstig.

QV: ich habe gehört, du willst Ende Jahr aufhören.

ML: Es ist richtig, ich werde Ende Jahr den Standort Spalenberg aufgeben, weil es finanziell nicht mehr tragbar ist. Ich würde gerne woanders in der Innerstadt weitermachen. Etwas kleiner, vielleicht in einer anderen Form, da bin ich noch am Suchen. Es gibt auch mehrere leere Läden in der Umgebung. Da ich noch bis Ende Jahr hier bin, muss ich mich auch noch nicht beeilen. Mein Plan ist, nach der Fasnacht wieder irgendwo mit einer neuen Frühlingskollektion weiterzumachen.

QV: Kannst du etwas empfehlen was man tun muss, um auf deinem Gebiet erfolgreich zu sein?

ML: Also, Mode und Kleider ist für mich zu einer Leidenschaft geworden. Man muss auch irgendwie die Leute ansprechen und etwas Spezielles bieten. Dann lege ich Wert auf gute Qualität und Beratung. Wobei ich in den letzten Jahren das Gefühl bekam, dass die Leute gar nicht so sehr Beratung wünschen. Es ist alles «do-it-yourself» heute. Das ist wahrscheinlich so ein Trend, wie wenn die Leute zum Arzt gehen, wissen sie schon zum Voraus, was sie haben. Aber trotzdem sage ich es den Kunden, wenn ich finde, es passt etwas oder es passt eben nicht. Schrittlänge ist ein Faktor: wenn die Hose zu lang ist, ist das Bein zu kurz. Ich bin auch eher klassisch; das hat auch damit zu tun, wo ich die Kleider einkaufe. Natürlich sollen die Leute sich so kleiden wie sie sich fühlen. Aber wenn man im Billigladen ein T-Shirt für 9.90 kaufen kann, dann stimmt doch irgendwas nicht.

QV: Woher beziehst du deine Kleider?

ML: Die kaufe ich ein an Messen. Eine grosse Messe für Kollektionen ist in Florenz, die ist zweimal im Jahr. Da orientiert man sich, was ist nächste Saison in und was kommt neu. Ich habe hier italienische Marken; da kann man den Stoff, die Farbe und das Modell aussuchen. Da findet man auch neue Kontakte, dafür sind Messen gut.

QV: Was sagst du aus deiner Erfahrung über den Standort in der Basler Innerstadt?

ML: Ich finde es hier in der Innerstadt natürlich sehr schön und bin traurig, dass ich weggehen muss. Vor allem ich als Italiener schätze es schon, dass man sich hier kennt, ich kenne die Nachbarn und man sagt sich Buon Giorno, wenn ich am Morgen vor dem Laden das Trottoir wische. Viele Leute in der Nachbarschaft sagen sie fänden es auch schade, dass ich aufhöre. Aber ich denke ich werde schon was finden in der Nähe und noch ein paar Jährchen weitermachen bis ich mich zurückziehe vom Business.

QV: Du gibst im Moment bis Ende Jahr Prozente auf deine Sachen, wieviel denn?

ML: Auf die neue Kollektion gebe ich 10% und bei den Sachen vom Sommer oder letzten Winter gebe ich 50%. Ich möchte dann im Frühjahr mit der neuen Kollektion beginnen.

Interviewer: Georges Martin

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